13. April 2018

Von 0 auf 100 und zurück: Wie ich zu meiner ganz eigenen Routine fand

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Ein Hoch auf meine Hummeln
Ich bin ein Mensch mit viel Energie. Das war schon immer so und ich liebe es, auf Achse zu sein, zu machen, Neues auszuprobieren, kleine Abenteuer zu erleben. Meine Batterien sind sehr robust und meistens voll, meine Stress-Resistenz scheint höher zu liegen als bei vielen anderen. Das ist sehr hilfreich, da ich als Glücksministerin einen Beruf habe, der es zeitweise immer wieder verlangt, Vollgas zu geben, diszipliniert zu sein und viel Einsatz zu zeigen. Vielleicht ist auch gerade das der Grund: Die intrinsische Motivation, das sinnerfüllte Wirken, die riesige Menge Spaß, die ich bei meinem Job habe?
Für diese Hummeln im Hintern bin ich jedenfalls sehr dankbar, ohne sie hätte ich so manches nicht geschafft, was ich in den letzten Jahren auf die Beine gestellt habe. Allerdings werden auch diese Hummeln einmal müde und sind träge.
Also heißt es natürlich auch für mich ab und zu mal langsam zu machen, auf meinen Energie-Haushalt acht zu geben – achtsam zu sein!
Doch was heißt das überhaupt und wie geht das? Das ist, um ehrlich zu sein, leichter gesagt als getan.
Ich beschäftige mich von Berufswegen aus viel mit Achtsamkeit und gesundem Lebensstil, in der eigenen Umsetzung hapert es manchmal. Und dazu stehe ich.

Gerade was mein Aufstehritual angeht, habe ich großen Nachholbedarf. Bei mir ging es eine ganze Zeit lang von 0 auf 100. Das kann auch von Vorteil sein, wenn man schnell aus den Federn kommt. Aber vom gefühlten Tiefschlaf rein in den vollgepackten Tag in wenigen Sekunden kann nicht gesund sein. Ich habe gemerkt, dass ich eigentlich gar keine Routine habe und habe mich deshalb schon vor einer Weile auf die Suche begeben.
Ich bin fasziniert von all den disziplinierten Morgenroutinen erfolgreicher Blogger. Da wird meditiert was das Zeug hält, morgens vor 6 Uhr schon die krassesten Yoga-Übungen praktiziert, bei Kerzenschein philosophische Texte gelesen und Oil ohne Ende gepullt. Und ich? Ich snooze ein paar Mal und den einzigen Gymnastik-Move, den ich vollbringe, ist der zur Kaffeemaschine und zurück ins warme Bett. Da fläze ich nun in meinen warmen Federn und habe meinen Milchkaffee bei mir, während mein Hund mich ungläubig anschaut und sich fragt, ob der Tag nun wirklich schon beginnen muss. Zumindest für mich schon. Wenn auch ein wenig rebellisch, da ich meine ersten Tätigkeiten von meinem Bett aus erledigen kann und das auch zelebriere. Der Handybildschirm flackert schon und ich ärgere mich ein wenig über mich, dass dies wirklich eine meiner ersten Tätigkeiten morgens ist. Nachrichten checken, Mails kommen an, der Insta-Feed stimmt mich auf den Tag ein, eine Freundin hat bei Facebook geschrieben. Die Welt dreht sich und ich schaue ihr dabei von meinem Gerät aus zu. Die Bildschirmhelligkeit wird runter geschraubt, zu müde noch sind die Augen für das grelle Licht.
So (un)achtsam beginne ich also meine Tage. Kann das sein, wenn ich doch leidenschaftlich gerne über Entschleunigung und Achtsamkeit spreche im Zuge des Glücks? Der Schuster und seine Schuhe und so, ich muss grinsen. Eigentlich geht es mir ja gut damit, aber ich spüre dennoch ein Bedürfnis, langsamer in den Tag zu starten und mir mehr Raum und Zeit für mich zu nehmen. Gerade, da ein gesundes Energie-Level, Ausgeglichenheit und Ruhe essentiell sind für meine Tätigkeiten. Wenn ich mich nicht gut um mich selbst kümmere, wie kann ich es sonst weitergeben?

Achtsamkeit für Fortgeschrittene
Vor kurzem hatte ich die tolle Chance, Dr. Tho Ha Vinh (ehem. Programmdirektor des Gross National Happiness Centers Bhutan) für meinen Podcast „Das kleine Glück“ zu interviewen.
Ich fragte ihn im Zuge meiner persönlichen Recherche natürlich auch nach seiner Morgenroutine. Er ist ein unfassbar vielbeschäftiger Mann, der sehr viel in der Welt umherreist.
Er erzählte mir, dass er, egal wo er ist, egal welcher Kontinent, welche Zeitzone – er immer eine Stunde früher aufsteht als er muss, um zu meditieren.
Das ist natürlich für Profis.
Das sollte unsereins aber keinesfalls unter Druck setzen, denn das bewirkt schon wieder das Gegenteil. Generell sollten wir uns von anderen Herangehensweisen und Handlungen allenfalls inspirieren lassen, aber nicht davon ausgehen, dass wir sie kopieren müssen, so dass es für uns funktioniert!
Wie die ganz eigene Meditation aussieht, kann jeder selbst entscheiden und gestalten. Für manche ist es eine Tasse Tee auf dem Lieblingssessel, eine heiße Wanne, ein langer Spaziergang, das Versinken in ein gutes Buch oder auch in warmes Hundefell… Ein bewusster Moment des Innehaltens. Ohne Multitasking und Ablenkung.
Ich fragte meine Instagram-Community mal nach ihren Achtsamkeits-Tipps und es kamen spannende Antworten! @akira79000 schrieb zum Beispiel, dass sie mit einigen Freunden zusammen eine Achtsamkeits-Whats-App-Gruppe gründete, um sich täglich Dinge mitzuteilen, für die sie dankbar sind oder was sie Positives erlebt oder gemacht haben. Das hat am Anfang gut funktioniert, aber mit der Zeit uferte es in eine Art „to do“ aus und das Gefühl wuchs, dass das doch noch schnell erledigt werden muss, was natürlich fast schon wieder das Gegenteil bewirkt.
Routinen oder achtsame Minipraktiken sollten auf keinen Fall ein weiterer Punkt auf unseren ohnehin überquellenden Agendas sein!
Mein Motto lautet: Auf keinen Fall dogmatisch an die Sache rangehen! Hier gilt kein „richtig“ oder „falsch“, man darf oder darf nicht…
Jeder für sich darf in sich hineinhorchen, Bedürfnisse erkunden, Dinge ausprobieren, für toll empfinden oder auch wieder sein lassen. Es muss in das eigene Leben passen und gut und leicht in den individuellen Alltag integrierbar sein.
Und auch dann gilt: Nicht alles zu ernst nehmen. Den Spaß dabei nicht vergessen. Ruhe bewahren! Nachsichtig sein. Geduldig sein! Denn: (Neue) Routinen brauchen Zeit. Um genauer zu sein 66 Tage bis sich eine Gewohnheit etabliert hat.
Ich habe neulich das Buch „Die fünf Geheimnisse, die Sie entdecken sollten, bevor Sie sterben“ gelesen und eine Passage bleib mir zum Thema Reflexion passend im Gedächtnis:

„…leben viele ein völlig unreflektiertes Leben und nehmen alles, wie es kommt, ohne sich groß zu fragen, wie sie ihrer gewünschten Zielrichtung näher kommen können. (…) Viele dieser Menschen, die von anderen als weise bezeichnet wurden, hatten eines gemeinsam: Sie nahmen sich regelmäßig Zeit, um über ihr Leben nachzudenken. Wir hingegen sind oft so viel beschäftigt, dass uns unser Alltag kaum Zeit lässt, auf die Stimme unserer Seele zu horchen.“

Zeit und Ruhe: Die Wundermittel, die wir uns viel zu selten gönnen. Und dabei geht es genau darum: Bewusst und in kleinen Portionen zeitweise aus dem Hamsterrad auszusteigen, um nicht vor lauter Drehwurm die Orientierung zu verlieren.

Bewusster durch den Tag in 6 Minuten
Journaling oder Glückstagebuch führen ist eine bekannte und beliebte Methode. Aber auch das braucht Disziplin und ist eine Tätigkeit, die mal schnell hinten runter fällt, wenn der Tag mal wieder viel zu voll gestopft ist. Um mir bewusst Raum für diese Reflexion zu nehmen, hat mir das 6-Minuten-Tagebuch riesig geholfen, welches die Hemmschwelle für eine tägliche Mini-Praxis runtergeschraubt hat und die Erwartungen an ein perfektes Tagebuch nicht so hoch ansetzt.
Das Konzept, dass man täglich ja „nur“ sechs Minuten der ohnehin immer zu knappen Zeit investieren muss, hat mich neugierig gemacht und so habe ich es im Selbstversuch ausprobiert und mich gleich dem vollen Härtetest unterzogen: Kleine Rituale und mehr Fokus auf Ruhe und Achtsamkeit in einem der stressigsten Monate für eine Glücksministerin: Im gesamten Monat März (Ich sage nur Weltglückstag!) hat mich dieses Buch begleitet, ist fleißig mitgereist und hat meine Gedanken und Resümees gutmütig beherbergt. Manchmal ist es auch im Koffer geblieben (Ihr wisst ja: Nicht dogmatisch sein! Manchmal muss man die liebe Achtsamkeit auch Achtsamkeit sein lassen und lieber ein Glas Wein trinken!), aber es hat mir mit der Zeit soviel Freude bereitet, meine oft sehr vollen und erlebnisreichen Tage so Revue passieren lassen zu können, um überhaupt auch zu realisieren, was alles geschehen ist.
Besonders gefallen hat mir erstaunlicherweise die positive Selbstbekräftigung. Ein Satz von mir für mich. Etwas, das mich motiviert, ermutigt, tröstet oder aufbaut. Mein Mantra? Sich selbst Dinge zu erlauben, zu bekräftigen oder sich zu loben hat mir geholfen, mich über den Tag hinweg immer wieder daran zu erinnern und den Fokus diesbezüglich zu setzen. Gedanken haben Auswirkungen auf Gefühle haben Auswirkungen auf Handeln hat Auswirkungen auf Gedanken…
Das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, vermehrt sich. Das, was wir äußern, uns selbst und anderen gegenüber, hat die Chance, Realität zu werden.
Die kleinen Dinge, für die ich dankbar bin, die mich glücklich machen, diese werden jeden Morgen im 6-Minuten-Tagebuch abgefragt. Das finde ich spannend, denn so kommen einem nochmal ganz andere Dinge in den Sinn als wenn man diese Übung abends macht, wo normalerweise Erlebnisse des Tages auftauchen. Kleine Glücksmomente, die mich zufrieden und dankbar stimmen sammel ich spätestens seit dem Schreibens meines Buches „Das kleine Glück möchte abgeholt werden“ mal bewusst oder unbewusst. Aber die Aufgabe zu haben, sich jeden Tag auf 3 besondere Punkte zu fokussieren, führt es mir noch klarer vor Augen.
Was ich als besonders herausfordernd empfand, war die tägliche Frage, was ich besser hätte machen können. Das setzte mich irgendwie unter Druck oder verwirrte mich. Zumindest regte es mich echt zum Nachdenken an und ich fühlte mich oft ertappt. Will ich aber wirklich jeden Tag besser werden? Ich habe es für mich etwas umformuliert: Was hätte ich heute anders machen können?
Und so fiel es mir leichter, genauer hinzuschauen, welche kleinen Stellschrauben ich drehen kann, um gesünder und glücklicher durch den Tag zu kommen, sowie mir selbst etwas zu gönnen und anderen etwas Gutes tun zu können. Und nicht zu vergessen die wöchentlichen Fragen! Ich bin ein riesiger Fragenfan und sammel die ungewöhnlichsten und spannendsten Fragen schon seit Jahren für meine Veranstaltungen. Selbst in der Position zu sein, jede Woche fünf Fragen zu beantworten, war ein ungewohntes, aber schönes Gefühl. Als würde ich in die Rolle meiner Workshopteilnehmer schlüpfen. Ich habe mich immer wieder auf dieses kleine Date mit mir selbst gefreut, um mich ein Stückchen besser kennenzulernen.
Oft waren es nur Gedankenfetzen, Kritzeleien, Stichwörter. Ansehnlich ist mein Buch nicht geworden, aber wer meine Skizzenbücher und Gedankenstützenzettelwirtschaften kennt, der weiß, wie das bei mir läuft. Da ist sicher Luft nach oben, man kann zeichnen, sich kalligrafisch austoben, seinen Schönschreibfüller rausholen – man kann es aber auch sein lassen.
Auch hier gibt es keine richtig Form. Jeder entscheidet für sich, was gerade passt.
Für manche ist es ein gekauftes Journal, ein selbst gestaltetes Notizbuch, andere skizzieren, schreiben Gedichte oder Liedtexte, singen, malen.
Andere zünden eine Kerze an, rufen den besten Kumpel an, setzen sich auf eine Parkbank und lassen Gedanken schweifen. Es geht um bewusste Wahrnehmung, egal, in welcher Form sie daherkommt.

Zeit für mich
Wir haben doch alle chronisch keine Zeit! Doch wie kann es sein, dass wir uns selbst nicht 10 Minuten nur für uns gönnen? Immerhin gibt es doch 1440 Minuten pro Tag, da wird doch was abzuzwacken sein, oder?
Kurz innehalten, einatmen, ausatmen, entspannen, denken, fühlen…
Das kann jeder, egal wann und wie. Es lohnt sich, sich die Zeit zu nehmen und sich seine ganz eigenen kleinen Rituale zu erfinden, die einem dabei helfen, mit mehr Leichtigkeit das Leben zu genießen. Ich werde das Ritual des kurzzusammenfassenden Aufschreibens meiner Gedanken- und Gefühlsfetzen definitiv beibehalten und habe das Handy gegen einen Stift und ein Buch eingetauscht.
So starte und beende ich meine Tage ganz anders und das grelle Bildschirmlicht des Handys wird gerade nun im Frühling durch die ersten schüchternen Sonnenstrahlen ersetzt, welche sich durch das Fenster wagen und die ich sonst vielleicht nicht in dieser Form wahrgenommen und wertgeschätzt hätte.
Die morgendliche sportliche Betätigung in Form eines wankenden Sprints in Richtung Kaffeemaschine lasse ich mir allerdings nicht nehmen. Mit meinem neuen Ritual schmeckt mein Milchkaffee aber um Welten besser!
So schenke mir jeden Morgen und Abend 5 Minuten nur für mich. Inklusive atmen. (Soll ja Wunder bewirken…)
Soviel Zeit muss sein. Meinen Hummeln zuliebe.

Das Arbeiten mit dem 6-Minuten-Tagebuch hat mir gezeigt, wie leicht, sinnvoll und wohltuend es ist, sich kurze Auszeiten nur für sich zu nehmen und kleine Rituale der Reflexion in den manchmal auch turbulenten Alltag zu integrieren. Faszinierend, wie sich die eigene Wahrnehmung manchmal durch nur wenige Worte verändern kann!

Der Autor, Dominik Spenst, hat mir 3 Exemplare des 6-Minuten-Tagebuchs sowie seiner Nachfolgeversion, Das 6-Minuten-Tagebuch PUR, zur Verlosung an euch zur Verfügung gestellt.
Wir ihr diese gewinnen könnt? Schreibt mir bis zum 19.04.2018 23:59 Uhr eine E-Mail an Gina@MinisteriumFuerGlueck.de und verratet mir, wie eure eigenen kleinen Rituale aussehen, woraus Ihr Kraft schöpft und wie ihr eine Portion Achtsamkeit in euren Alltag integriert. Aus all den Kommentaren und Einsendungen werden am 20.04. sechs Gewinner nach dem Zufallsprinzip gezogen und benachrichtigt. Danke und viel Spaß!
Mehr Infos zu diesem Tagebuch gibt es hier: www.urbestself.de

PS. Kennt ihr schon das Hummel-Paradoxon? Ich liebe es, auch, wenn es mittlerweile wissenschaftlich widerlegt ist, bringt es mich dennoch zum Schmunzeln:
Die Hummel hat 0,7 cm² Flügelfläche und wiegt 1,2 Gramm. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen.
Die Hummel kümmert das nicht und sie fliegt trotzdem. Das kleine rebellische Ding.

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