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Fehlt uns ein Glücksministerium?

„Jeder Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied“, sagt ein altes Sprichwort. Doch manch einer tut sich schwer damit, glücklich zu sein. Was wäre, wenn es in Luxemburg wie in Bhutan ein Ministerium für Glück gäbe?

Fehlt uns ein Glücksministerium?

Von Hülya Atasoy

„Jeder Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied“: Das besagt ein altes Sprichwort. Doch manch einer tut sich schwer damit, glücklich zu sein. Da stellt sich doch die Frage: Was wäre, wenn es in Luxemburg wie in Bhutan ein Ministerium für Glück gäbe?

Der Luxemburger Daniel Clarens hat im November 2012 für sein Kommunikationsdesignstudium in Mannheim gemeinsam mit weiteren Kommilitonen eine transmediale Kampagne für ein „Ministerium für Glück und Wohlstand“ kreiert. Seit Januar 2013 arbeitet Clarens mit seiner Studienkollegin Gina Schöler das Projekt als Masterarbeit aus.

Beide wollen damit herausfinden, ob es möglich ist, ein solches Ministerium zu etablieren. Ein paar der grundlegenden Fragen sind dabei: Was macht Menschen glücklich? Was brauchen wir für eine gute Zukunft? Was könnten die Aufgaben eines Glücksministeriums bzw. Glücksministers sein?

Die Kampagne setzt sich aus mehreren Kommunikationselementen und Aktionen zusammen. Dazu gehören unter anderem die Entwicklung von Plakaten und Flyern sowie die Veranstaltung eines Aktionstages, eines Kinoabends, von Workshops und eines Malwettbewerbs.

Im Gespräch mit wort.lu erklärt Clarens, was es mit der Kampagne für ein Glücksministerium genau auf sich hat und was eigentlich „Glück“ ist.

Herr Clarens, wie ist die Idee für die Kampagne entstanden?

Daniel Clarens: Die Kampagne entstand im Rahmen unseres Studienkurses „Integrierte transmediale Kommunikation“. Unser Professor Axel Kolaschnik stellte uns dort die Aufgabe, eine Kampagne zu entwickeln zum Thema Wertewandel. Es galt dabei die Frage zu beantworten: Wie wird die Welt in 20 bis 30 Jahren aussehen? Schließlich kamen wir durch ein erstes Brainstorming auf das Land Bhutan zu sprechen. Dort gibt es bereits ein Ministerium für Glück und Wohlbefinden sowie das Bruttonationalglück, mit dem eine Alternative zum Bruttoinlandsprodukt als Maßstab für politische Entscheidungen geboten wird.

An und für sich ist das eine ganz interessante Sache und da dachten wir uns: „Warum nicht daran ein Beispiel nehmen?“ Mit der Kampagne wollen wir Aufmerksamkeit auf das Thema lenken, eine Plattform bereit stellen, Menschen zum Nachdenken bewegen und einen Austausch anregen: „Wie kann man besser leben, was braucht man für eine gute Zukunft und was macht die Menschen glücklich?

Was ist eigentlich Glück?

Clarens: Da muss man vorab zwischen zwei verschiedenen Glücksformen unterscheiden: Es gibt das affektive, also das kurzfristige Glück und das kognitive, also langfristige Glück. Für mich selbst sind es die kleinen Sachen im Leben. Diese machen nämlich später den Unterschied aus. Wenn man beginnt, kleine Sachen bewusster wahrzunehmen, merkt man, wie man sofort glücklicher und fröhlicher wird. Spaß beispielsweise ist mit sehr wichtig, aber auch die Familie und Freunde. Das sind Dinge, die man braucht, um glücklich zu sein und sich wohl zu fühlen.

Welches Feedback haben Sie bislang auf Ihr Projekt erhalten?

Clarens: Wir haben größtenteils positive Resonanz erhalten. Es ist allerdings auch nicht immer einfach, denn manche Menschen sind der Meinung, dass ein Ministerium und Glück nicht zusammen passen, denn man könne die Bevölkerung nicht zwangsbeglücken. Dem stimmen wir durchaus zu, aber wir können doch zumindest die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Daher probieren wir auch, unser gesamtes Projekt über die verschiedenen visuellen Mittel entsprechend umzusetzen.

Eine weitere Reaktion kam von den Grünen (Bündnis 90/Die Grünen, Anm. d. Red.), die mit uns Kontakt aufnahmen und mit denen wir zurzeit im Gespräch sind. Mehr möchte ich dazu noch nicht sagen.

Welche konkreten Kritikpunkte gab es?

Clarens: Ein Betriebswirtschaftler, mit dem wir ein Gespräch führten, hat unser Projekt stark kritisiert. Er meinte, dass er es traurig finde, dass wir Glück und Wohlbefinden mit einem Ministerium verbinden würden. Seiner Meinung nach gäbe es einfach genug Ministerien. Von einigen anderen ist unser Projekt auch belächelt worden. Doch der Premierminister des Landes Bhutan sagte einmal über solche Reaktionen: Es ist egal, wenn ihr belächelt werdet, denn Glück fängt mit einem Lachen an.“

Glauben Sie, dass genügend in diesem Bereich unternommen wird?

Clarens: In Deutschland wurde vor zweieinhalb Jahren eine Untersuchungskommission zum Thema "Wohlstand, Wachstum und Lebensqualität" gegründet. Der Kommission gehören 34 Mitglieder an, die sich mit der Frage beschäftigen, wie man Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt finden kann.

Wir haben uns auch schon mit Vertretern der Kommission zu einem Gespräch getroffen. Es ging dabei unter anderem um die Frage, wie wir die Kommunikation für unsere Kampagne handhaben. Die Kommission war diesbezüglich der Meinung, das wir das alles so anders machen und dass wir viel mehr Menschen erreichen können als sie.

Im Großen und Ganzen bin ich jedoch der Meinung, dass nicht genügend gemacht wird und ich bin überzeugt, dass 75 Prozent der Bevölkerung noch nie etwas von dieser Kommission gehört hat. Daher glaube ich, dass wir mit unseren visuellen Mitteln gut in das Thema einführen können.

Im Großherzogtum findet ja bald eine Neuaufteilung der Ressorts statt. Gab es in diesem Zusammenhang schon Anfragen zwecks einer Zusammenarbeit?

Clarens: (lächelt) Ja. Es ist Interesse da und es gab eine Anfrage von einer Partei. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Es ist noch alles zu vage.

Wie geht es nun weiter mit dem Projekt?

Clarens: Wir loten gerade aus, wie es weitergehen soll. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die wir uns derzeit genauer anschauen. Dabei ist sicher: Das Projekt wird auf jeden Fall fortgesetzt.

Herr Clarens, vielen Dank für das Gespräch.

  • Hier ist die Homepage des Glücksministeriums: www.ministeriumfuerglueck.de

  • MinisteriumfürGlück bei Twitter: @Glueckminister

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