Die psychische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung, ein gutes Leben zu führen, leistungsfähig zu sein und sich sozial erfüllt zu fühlen. Daher ist es umso wichtiger, sich mit dieser in einer zunehmend immateriellen und digitalen Welt auseinanderzusetzen und Wege zu finden, die die psychische Leistungsfähigkeit erhalten sowie die Wahrscheinlichkeit verringern, psychisch krank zu werden.
Ein besonders hervorzuhebender sozialer Aspekt, der verstärkt als negativer Einflussfaktor auf die Psyche genannt wird, ist die Arbeitswelt. Grundsätzlich wirkt sich Arbeit zunächst positiv auf die psychische Gesundheit aus – unsere Sicherheitsbedürfnisse werden gestillt, wir fühlen uns gut.
Negativ wirken sich jedoch Belastungen aus, die aufgrund knapper Ressourcen (z. B. Zeitmangel, geringe Motivation oder Wertschätzung oder dauerhaft schlechte Bezahlung) bestehen. Das bedeutet, wenn wir dauerhaft mit Aufgaben konfrontiert sind, die unseren Fähigkeiten entsprechen, jedoch ständig unter Zeitdruck stehen oder uns nicht motivieren oder wertschätzen lassen, ist die Gefahr psychisch zu leiden besonders hoch.
Die bundesweite Aktion “Gesundheit Deutsche Arbeitsschutzstrategie” (GDA) des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales führt eine Liste von Gefährdungsfaktoren für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz. Insgesamt gibt es demnach fünf Handlungsfelder: Arbeitsinhalt, Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen, Arbeitsumgebung und Arbeitsformen. All dies beeinflusst unsere psychische Gesundheit und unser Wohlbefinden.
Neben einzelnen Faktoren, die unsere Gesundheit positiv wie auch negativ beeinflussen können, sind folgende Kombinationen an Faktoren besonders gefährlich, da sie häufig in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen im Arbeitsumfeld auftauchen:
- hohe Anforderungen kombiniert mit geringem Handlungsspielraum,
- hohe Anforderungen plus geringe Gratifikationen (= zusätzliches Arbeitsentgelt) und
- hohe Anforderungen gepaart mit geringer sozialer Unterstützung.
Weitere Faktoren, die psychisch krank machen, die über die hohe Arbeitsintensität, einen geringen Tätigkeitsspielraum und mangelnde Be- und Entlohnung hinausgehen sind beispielsweise:
- Pausendefizite
- Atypische Arbeitszeiten (z.B. bei Schichtarbeit oder durch Kooperationen mit ausländischen KollegInnen über Kontinente hinweg)
- Ständige Störungen und Unterbrechungen (z.B. durch durchgängige Erreichbarkeit, Schnelligkeit in Entscheidungsprozessen)
- Arbeitsplatzunsicherheiten (z.B. durch äußere Umstände wie etwa eine Pandemie, Marktveränderungen, technologische Entwicklungen und Folgen wie Entlassungen, Kurzarbeit)
- Führungsdefizite
- Neue Formen der Arbeit (wie etwa durch die Verlagerung der Arbeit ins Home Office, die verstärkte interkulturelle Vernetzung sowie die Verlagerung der Arbeitsgestaltung im digitalen Raum)
Das haben viele von uns in den letzten Jahren erlebt und viele Veränderungen wie beispielsweise die Arbeit im Home Office sind geblieben. Neue Formen der Arbeit können sowohl Ressourcen schaffen als auch nehmen. Auf die Veränderungen müssen sich auch Führungskräfte einstellen und das kann bei vollen Kalendern auch länger dauern. Wir tun also gut, wenn wir uns aktiv um unsere Psyche und Gesundheit kümmern.
Verbesserung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz
Sowohl das körperliche als auch das seelische Wohlbefinden und Glücksempfinden spielen eine wichtige Rolle in Unternehmen. Kranke Mitarbeiter können nicht effizient arbeiten und verursachen hohe Kosten für Firmen. Eine gesundheitsorientierte Unternehmensführung zielt darauf ab, sich präventiv um das Wohlergehen und die Gesundheit der Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu kümmern.
Insbesondere im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist es wichtig, innovative Ansätze zu verfolgen, zu experimentieren und einen offenen Austausch mit den Mitarbeitern zu pflegen. Generell wirken sich die folgenden Arbeitsfaktoren positiv auf unsere psychische Gesundheit aus:
- Reguläres Einkommen
- Wertgeschätzter sozialer Status
- Zeitstrukturierung
- Realisierung von Kompetenzen und Fertigkeiten
- Soziale Beziehungen
- Aufrechterhaltung der wichtigsten sozialen Rollen im Leben
- Verringerung der chronischen Belastungen im Leben
Arbeit führt zu mehr Selbstachtung, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, einer guten geistigen Verfassung, zu mehr Lebenszufriedenheit und dem Empfinden von Sinn. Darüber hinaus beugt Arbeit auch sozialer Isolation vor, wenn wir uns ein bisschen darum bemühen, ein freundschaftlich-kollegiales Verhältnis zu pflegen. All dies sind Voraussetzungen für eine gute psychische Gesundheit und diese wiederum die Voraussetzung für die Fähigkeit zu leisten und produktiv zu sein. Wer sich gesund fühlt, ist kreativer, motivierter und kann sich selbst besser regulieren.
Neben Wertschätzung und Anerkennung von Arbeit durch Kolleg:innen und die Vorgesetzten, das Bewusstsein über einen stärkenorientierten Einsatz von Mitarbeitendenpotenzialen in Bezug auf die zu bewältigenden Aufgaben und das stärken von sozialen Beziehungen auch am Arbeitsplatz können wir im Allgemeinen aber noch viel mehr tun.
Was ihr als Arbeitnehmer:innen tun könnt
Ihr seht, vieles scheint erst einmal an strukturellen und äußeren Umständen zu liegen. Das löst im ersten Moment auch sicherlich Gefühle der Machtlosigkeit aus – vor allem, wenn ihr einige der oben genannten Herausforderungen wiedererkennt. Ich möchte euch zusprechen und mitgeben: Ja, vieles liegt am System und ja, vieles läuft nicht gut. Wir brauchen dringend einen positiven Wertewandel in der Gesellschaft und der Arbeitswelt! Und es gibt doch einiges, was man tun kann:
1. Verbesserungen einfordern
Macht eure Vorgesetzten auf Missstände, gefährdende und kritische Arbeitsumstände aufmerksam. Zeigt ihnen diesen Artikel oder kommt mit ihnen ins Gespräch. Auch das Engagement in Gewerkschaften kann dabei helfen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und somit für mehr Zufriedenheit bei der Arbeit zu sorgen. Seid mutig und fordert aktiv ein, dass sich um eure psychische Gesundheit gekümmert wird. Das kann durch offenen Austausch, Informationen im Intranet oder Workshops und Thementage geschehen. Wir helfen euch gerne dabei.
2. Gefühlen und Bedürfnissen Raum geben
Kommuniziert eure Empfindungen und Bedürfnisse offen, ehrlich und transparent. Konflikte basieren häufig auf Missverständnissen. Vermeidet diese aktiv, indem ihr offen und ehrlich kommuniziert. Gefühle müssen einen Platz in der Arbeitswelt bekommen, denn nur so ist eine wirklich gute und gesunde Zusammenarbeit möglich.
3. Die eigenen Batterien laden
Kümmert euch um eure eigene psychische Gesundheit. Nehmt Beratungsangebote an, sucht euch professionelle Hilfe, wenn ihr alleine nicht mehr weiterkommt und tauscht euch mit euren Kolleg:innen aus. Auf unserer Webseite und unserem Instagram-Kanal (@ministeriumfuerglueck) findet ihr zahlreiche Impulse und Handreichungen, die euch dabei helfen. Sei es zum Thema Pausen, Selbstfürsorge, Happiness Hacks am Arbeitsplatz, Resilienz oder den Umgang mit Krisen – wir haben da was für euch.
Ich bin bereit, den positiven Wandel, den wir so dringend brauchen, voranzutreiben. Wir stecken schon mittendrin. Seid ihr dabei?
Eure Gina
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