28. Juni 2023

Kleine Schritte, große Wirkung – Wie wir mit „Tiny Habits“ Vorsätze erfolgreich umsetzen

Wie selbst die kleinsten Veränderungen eine positive Wirkung in unserem Leben zeigen und wie ihr sie nachhaltig umsetzen könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Zum Jahreswechsel oder runden Geburtstag fassen wir oft große Vorsätze und wollen etwas verändern. Doch nur jeder fünfte Vorsatz wird umgesetzt, denn Trägheit, Angst vor Neuem oder die gemütliche Komfortzone machen uns oft einen Strich durch die Rechnung. Ganz normal, denn wir mögen von Natur aus keine Veränderung – zu anstrengend und keine Garantie auf Erfolg. Wie selbst die kleinsten Veränderungen eine positive Wirkung in unserem Leben zeigen und wie ihr sie nachhaltig umsetzen könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Können uns gute Vorsätze wirklich zu einem glücklicheren Jahr verhelfen? 

Ja, das können sie durchaus. Wir müssen es nur zulassen. Hier und da eine Veränderung anzustreben, bringt frischen Wind in unser Leben, gibt uns neuen Antrieb und eine Aufgabe, die uns beschäftigt. Außerdem macht es auch richtig Spaß, sich regelmäßig selbst herauszufordern oder zu überraschen! Ich persönlich mag das Ritual der Neujahrsvorsätze deshalb sehr gerne und nehme mir für das neue Jahr immer eine Handvoll Dinge vor, die ich schon längst mal angehen wollte. Wichtig ist nur, sich nicht von Anfang an zu viele Vorsätze aufzuladen. Das führt nur dazu, dass wir nichts davon so richtig durchziehen. Viele Veränderungen auf einmal überfordern uns schnell, sodass wir schon bald die Lust daran verlieren. Außerdem müssen wir ja auch nicht gleich alles von Grund auf ändern. Weniger ist auch hier bekanntlich mehr. 

Das Bedürfnis nach neuen Plänen – sei es an Silvester oder an unserem Geburtstag – nennt man übrigens auch den „Fresh Start Effect”. Den haben Wissenschaftler:innen der University of Pennsylvania entdeckt. Der Fresh Start Effect bringt uns dazu, Neues anzustreben. Wenn wir also das Bedürfnis verspüren, unser Leben umzukrempeln und am liebsten ab sofort alles anders machen zu wollen, ist das ein ganz natürlicher Impuls. Wir wollen uns von unserer Vergangenheit lösen und auf ein neues Ziel hinarbeiten. Und das ist auch gut so, denn für unser inneres Glück und Wohlbefinden brauchen wir einen Sinn und Zweck, der uns erfüllt, für den wir morgens aufstehen und für den wir dankbar sein können.

Das Bedürfnis nach neuen Plänen nennt man auch “Fresh Start Effect”.

Sich positiv auf das neue Jahr oder einen neuen Lebensabschnitt einzustellen, mag vielleicht manchmal etwas schwer fallen, trotzdem hilft es, den Fokus auf das Gute im Leben zu richten. Dieser Perspektivenwechsel hilft uns dabei, unser Leben in kleinen Schritten positiv zu verändern. Es geht nicht darum, alles auf den Kopf zu stellen und sich komplett neu zu erfinden, sondern mit kleinen Anpassungen die eigene Zufriedenheit zu steigern.

Warum fällt es oft so schwer, einen Neuanfang zu wagen?

Neue Kapitel zu beginnen, bedeuten erstmal einen Schritt ins Unbekannte. Wagen wir ihn, so verlassen wir unser wohlbekanntes Terrain. Wir begeben uns auf eine Reise außerhalb unserer eigenen Komfortzone – ohne zu wissen, ob wir damit Erfolg haben werden oder ob wir vielleicht doch auf die Nase fallen, was auch in den meisten Fällen nicht weiter tragisch wäre. Dennoch löst das Risiko vom potenziellen Versagen eine Art Schutzinstinkt in uns aus, der uns im Status Quo festhalten will. Das uns Wohlbekannte – sei es die Partnerin oder der Partner, eine alte Schulfreundschaft, eine schlechte Angewohnheit oder der Job, den wir schon seit geraumer Zeit machen, geben uns Sicherheit und bringen Stabilität in unser Leben. Warum also etwas verändern und ein potenzielles Risiko eingehen, wenn wir prinzipiell auch so klarkommen? Studien wie die des Meinungsforschungsinstituts Civey zeigen, dass es jeder zweiten Person der über 5000 Befragten schwer fällt, sich aus einer Beziehung zu lösen oder den Job auf aktuelle Bedürfnisse und Wünsche anzupassen.

Wie gut oder schlecht wir mit den Themen „Loslassen” und „Neuanfang” umgehen können, hängt wie vieles von den Erfahrungen in unserer Kindheit ab. Die Beziehung zu unseren Eltern hat dabei einen entscheidenden Einfluss darauf, wie stark unser Bedürfnis nach Bindung und Autonomie auch im Erwachsenenalter ausfällt. Aber nicht nur Neuanfänge in Sachen Beziehungen können uns schwerfallen: Alte Lebensträume oder schlechte Angewohnheiten aufzugeben, kann eine mindestens genauso große Herausforderung darstellen. Leider ist in unserer Gesellschaft der Gedanke ans „Loslassen” oder an „Neuanfänge” oft mit aufgeben, Verlust oder persönlichem Scheitern verbunden – vor allem wenn es um den Job geht. Sind wir mit unserer Entscheidung vielleicht zu voreilig, werden wir deshalb als egoistisch wahrgenommen, waren wir die Zeit über nicht beharrlich genug oder haben eben doch kein so großes Durchhaltevermögen? Fragen wie diese fesseln uns an den aktuellen Zustand und halten uns davon ab, den Schritt in Richtung Tellerrand zu gehen, über den wir durchaus öfter mal hinausblicken könnten, um unserem Leben mehr Lebendigkeit zu schenken.

Nicht jeder Neuanfang ist einfach.

Glück braucht eine Portion Mut!

Das Wunderbare am Leben ist: Wir haben es selbst in der Hand, wir müssen nicht an jedem Scheideweg DIE richtige Entscheidung treffen, sondern dürfen durchaus auch einmal abbiegen, unser Tempo verlangsamen, mal steil gehen oder auch ganz die Richtung wechseln. Dazu braucht es nur eine Portion Mut – das wird sich aber alle Male auszahlen! 

Oft hindern uns unsere Sorgen daran, etwas Neues auszuprobieren. Wir haben Bedenken, die Erwartungen anderer zu enttäuschen und Ängste, dass wir scheitern könnten – da doch lieber im sicheren Gewässer bleiben, oder?

“Nur, wenn wir uns auf das Unbekannte einlassen, haben wir die Möglichkeit, uns damit vertraut zu machen.” (John Strelecky)

Und deshalb gilt es zu schauen, ob der Weg richtig für uns ist oder wir lieber wieder zurückrudern. 

Indem wir uns mit Neuem vertraut machen, finden wir vielleicht wirklich das, was uns erfüllt. Und ist das nicht eine wunderbare Aussicht? 

Für das ganz persönliche Glücksrezept hilft es, sich aus der eigenen Komfortzone zu wagen und einfach mal etwas Neues auszuprobieren, aber auch in ganz leise sich hineinzuhorchen und zu reflektieren, was einen persönlich überhaupt glücklich und zufrieden macht. Eine kleine Frage mit großer Wirkung! Um neue Wege einzuschlagen, hilft es, sich Fragen zu stellen wie: 

  • Worauf möchte ich als alter Mensch eines Tages zurückblicken?
  • Habe ich das Leben gelebt, das ich mir vorgestellt habe?
  • Hatte ich den Mut, für meine Wünsche und Werte einzutreten und dafür auch mal einen anderen Weg einzuschlagen?
  • Was will ich im Leben und was nicht?

Einfach mal machen

Um uns den Weg zu unbekannten Ufern so leicht wie möglich zu machen, sollten wir schleunigst die Angst vorm Scheitern ablegen. Auch wenn es eigentlich unlogisch ist, so werden die Sorgen darüber, etwas falsch oder nicht gut genug zu machen, doch mit fortschreitendem Alter und wachsender Lebenserfahrung umso größer. Als Kinder haben wir schließlich ständig neue Sachen ausprobiert, um uns selbst kennenzulernen. Sei es das Probetraining im Fußball, der Klarinettenunterricht oder der Sprung vom 5-Meter-Brett. Manches davon haben wir ein einziges Mal gemacht, um zu merken, was uns mehr oder weniger Spaß macht, für welche Aktivitäten wir zu ungeduldig oder schlichtweg zu faul sind. Im Erwachsenenalter scheinen wir aus diesem Prozess der Selbstfindung herausgewachsen zu sein. Stattdessen begnügen wir uns mit der Feststellung, zu unsportlich, zu untalentiert oder zu unmusikalisch zu sein, um neuen Dingen keine (zweite) Chance geben zu müssen. Dabei können wir uns jeden Tag bis zum Ende unseres Lebens neu kennenlernen – wenn wir nur wollen – und dabei vielleicht sogar ungeahnte Talente in uns entdecken. Außerdem spielt uns die Neuroplastizität in die Karten: Das ist die Fähigkeit des Gehirns, sich bis ins hohe Alter weiterzuentwickeln und Synapsen miteinander zu verknüpfen. Lebenslanges Lernen garantiert! Das hält nicht nur fit, sondern macht auch Spaß!

Glück braucht eine Portion Mut.

Dabei sollte uns nicht interessieren, ob es Menschen gibt, die es besser können als wir – die wird es nämlich immer geben, egal wie gut wir in einer Sache sind. 

Der beste Tipp, um Dinge zu lernen, die man vorher noch nicht konnte, ist: die Angst vorm Scheitern zu überwinden und sich nicht mit anderen zu vergleichen. Denn nur, wenn wir bei einer neuen Aktivität ganz bei uns selbst sind, können wir am schnellsten herausfinden, ob sie zu uns passt, ob sie uns erfüllt und ob wir darin eine innere Stärke entwickeln. Außerdem fällt die selbstgewählte Entdeckungstour ganz ohne selbstgemachten oder äußeren Druck sehr viel leichter.

Vor knapp 10 Jahren habe ich übrigens schon einen Artikel dazu geschrieben: “Glück braucht eine Portion Mut”

Schleifen drehen

Routinen und Gewohnheiten laufen immer nach einem Muster ab – so beschreibt es der Autor James Clear in seinem Buch “Atomic Habits”. Die folgenden vier Stufen werden dabei immer durchlaufen. 

  1. Auslösereiz: Macht die Verhaltensoption sichtbar
  2. Verlangen: Macht die Verhaltensoption attraktiv
  3. Reaktion: Macht die Verhaltensoption einfach
  4. Belohnung: Macht die Verhaltensoption befriedigend

Wenn wir uns diesem Muster bewusst sind, können wir einfacher neue Routinen in unseren Alltag einbauen. Auch unerwünschte Gewohnheiten können so abtrainiert werden, indem sie unsichtbar, unattraktiv, schwer und nicht befriedigend gemacht werden.

Also: Schließt die Zigaretten weg, stellt den Malkasten auf dem Schreibtisch bereit und dreht so eure Schleifen.

Lasst euch inspirieren

Unser Umfeld kann uns nicht nur dabei unterstützen, einen Neuanfang einzuschlagen, oftmals sind unsere Freund:innen, Kolleg:innen, Bekannte oder Familienmitglieder die beste Inspirationsquelle, um uns dazu zu bewegen, ab und an mal den „Reset-Knopf” zu drücken. Eine neue Idee, ein frischer Impuls, ein kleiner Perspektivwechsel – nichts hat eine so motivierende Strahlkraft wie die Inspiration! 

Lasst euch von anderen inspirieren.

Meine Empfehlung lautet daher: Umgebt euch mit Personen, die etwas ganz anderes machen, als ihr – ob beruflich oder privat. Vielleicht lernt ihr auf diesem Wege ein neues Hobby kennen oder könnt so manchen Tipp für die Arbeit in euren eigenen Job integrieren? Führt Gespräche über Themen, von denen ihr (noch) keine Ahnung habt, die euch dazu auffordern, altbekannte Denkmuster zu durchbrechen. Vielleicht entfacht dieser Austausch euer Interesse für Politik, wirtschaftliche Geschehnisse, Naturschutz oder fremde Sportarten? Sucht euch Menschen, die mit einer frischen, aufgeweckten Art durchs Leben gehen und scheinbar weniger Angst vor Veränderungen haben als ihr selbst. Ein Vorbild in dieser Hinsicht zu haben, kann uns nämlich durchaus dabei helfen, die Herausforderungen des Lebens zu meistern und den Mut aufzubringen, Altbekanntes auch mal hinter uns zu lassen. Ein offener Austausch mit engen Bezugspersonen kann außerdem ein wahrer Augen- und Herzöffner sein. 

Vielleicht gibt es ja sogar eine Person, die dasselbe plant wie ihr? Ihr könnt euch gegenseitig motivieren, begeistern, euch über Rückschläge auslassen und auf alles zurückblicken, was ihr schon geschafft habt. Für die einen kann ein Wettbewerb einen Ansporn darstellen, für andere steigt dadurch der Druck – also achtet auf das, was euch gut tut.

Auf die Plätze, fertig, los!

Wie das geht, habe ich hier für euch noch einmal zusammengefasst:

1. Etwas wirklich wollen!

Intrinsische Motivation und damit verbundene Emotionalität sind die wichtigsten Faktoren für Veränderung! Sich der Gründe zur Veränderung bewusst werden, kann enorme Kräfte freisetzen und Selbstwirksamkeit ermöglichen.

2. Kleine Schritte gehen!

Zwischenziele setzen, von den Erfolgserlebnissen zehren und sich selbst belohnen – das macht Spaß und man sieht schneller, was man geschafft hat. Kleine Erfolgserlebnisse steigern die Motivation und geben euch so Kraft, dran zu bleiben. Bei Bedarf könnt ihr eure Ziele natürlich auch nach und nach erhöhen und so über euch hinauswachsen.

3. Nicht zu präzise werden!

Das kann einschränken und man verfällt schnell in den Ausreden-Modus, warum das heute leider nicht klappen konnte. Ein Beispiel: Wandle “Ich gehe jetzt täglich joggen.” doch einfach um in “Ich bewege mich täglich.” – so habt ihr Interpretationsspielraum, könnt einen Marathon laufen oder auch einfach nur mal das Rad anstatt das Auto nehmen.

3.1 Smarte Ziele setzen

Wenn ihr euch ein übergeordnetes Motto oder einen Vorsatz vorgenommen habt (siehe Punkt 3), dann ist es hilfreich, sich kleine konkrete Schritt vorzunehmen, die darauf ausgerichtet sind. Es gibt zahlreiche Befunde, die zeigen, dass eine “smarte” Zielsetzung die Motivation und Leistung erhöht, vor allem im Arbeitskontext. Diese schlaue Zielsetzung ergibt sich folgendermaßen: s = spezfisisch, m = messbar, a = erreichbar (vom engl. attainable), r = realistisch und t = zeitbezogen (vom engl. timed). Eine Studie der British Psychological Society aus dem Jahr 2021 hat herausgefunden, dass Personen, die sich smarte Ziele setzen, mehr Flow bei der Arbeit erleben und dadurch zufriedener sind. 

4.    Macht es zum Teil eurer Routine!

Baut euer Ziel in eure alltägliche Praxis ein. Zum Beispiel: “Ich trinke ein Glas Wasser, nachdem ich aufgestanden bin.” Auch feste Uhrzeiten können dabei helfen, sich an die neuen Vorsätze zu halten. So müsst ihr gar nicht mehr darüber nachdenken, wann und wie ihr die Neuerung in euren Alltag einbaut.

5.    Vor Augen führen!

Visualisiert euer Vorhaben! Schreibt es auf und platziert es prominent in eurem Sichtfeld. Als Handyhintergrund oder am Spiegel? Manchmal reicht es auch schon, die Sportschuhe einfach nur mal aus dem Schrank zu kramen und vor das Bett zu stellen.

Möchtet ihr etwas weniger tun als bisher, kann eine Liste mit Alternativen hilfreich sein. Die Zigarette könnte zum Beispiel durch eine Tasse Tee, einen Apfel oder eine Runde an der frischen Luft ersetzt werden. So müsst ihr nicht einfach nur verzichten und ausharren, sondern könnt gleich zwei Vorsätze auf einmal umsetzen.

6. Üben, üben, üben!

Um etwas wirklich zu verinnerlichen, müssen wir es oft und regelmäßig wiederholen. So werden neue Verknüpfungen gebildet und verstärkt (ihr erinnert euch an die Neuroplastizität). So gelangen wir von unseren ausgelatschten Pfaden im Kopf auf neue Abenteuerwege. Übrigens: es braucht zirka 66 Tage, bis sich eine neue Handlung zu einer Gewohnheit etabliert. Also durchhalten und Erfolge feiern!

Also schnappt euch einen Stift und Zettel, notiert euch eine handvoll Vorhaben, die ihr in der kommenden Zeit angehen wollt – ganz kleine und vielleicht auch große verrückte. Tauscht euch mit euren Kolleg:innen dazu aus und ermutigt euch gegenseitig. Ihr werdet sehen, Veränderungen sorgen für frischen Wind und richten euren Fokus auf das Gute. Immerhin habt ihr einen großen Teil davon, wie dieses Jahr für euch laufen wird, selbst in der Hand! 

Ganz viel Spaß beim Ausprobieren und Umsetzen!

Gina

Credits: Marco Justus Schöler

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